Die gesamte Welt ist Medizin
24.05.2020
In den vergangenen Wochen haben wir versucht, mit der Metapher des „Fallens“ mit einer für uns allen neuen Situation zu üben.
Was hält mich jetzt, wo alles außenherum sich verändert?
Wie kann ich mit meinen eigenen Unsicherheiten üben?
Wie kann ich meine starken Emotionen verwandeln, Wut auf „die anderen“, Furcht vielleicht, selbst schwer zu erkranken und Furcht, wirtschaftliche Einbußen hinnehmen zu müssen. Auch Trauer oder zumindest Traurigkeit darüber, dass es auf absehbare Zeit einiges Liebgewonnenes in den uns bekannten Formen nicht mehr geben wird, im gesellschaftlichen Leben zum Beispiel: Sport, Kultur, Restaurants, Reisen.
In Hinblick auf unsere beruflichen Tätigkeiten sind teilweise erhebliche Veränderungen auf uns zugekommen, die bleiben werden. Dieser Prozess ist zudem noch lange nicht zu Ende. Auch die Treffen unserer Sangha sind betroffen oder vielleicht Retreat-Zentren, die ich gerne besucht habe, und die sich ab jetzt erheblich verändern müssen.
Wie immer, so kann in alledem auch eine Chance liegen.
Das bedeutet keinesfalls, es gäbe irgendeinen Ruhm darin, dass Menschen, auch vorher gesunde in unserem Alter, einfach so sterben, weltweit und Menschen plötzlich arbeitslos werden.
Niemand möchte das. Dennoch welken die Blätter, auch wenn wir es nicht mögen.
Was also tun?
Zunächst und nunmehr für alle ersichtlich: der Spruch auf unserem Han über die „Große Angelegenheit“ ist hautnah an uns herangetreten. Diese befindet sich nicht mehr in Somalia oder in einer fernen Provinz in China. Sondern in Kiel, New York, Mailand. Orte, die wir kennen, die wir besucht haben. Die Große Angelegenheit von Leben und Tod sitzt seit spätestens Anfang März in unserem Wohnzimmer. Es könnte uns treffen. Mit der zweiten Welle. Oder vielleicht der dritten.
Plötzlich kommt unser gesamtes Leben auf den Prüfstand. Wie falle ich zum letzten Mal?
Welche Samen habe ich in der Vergangenheit genährt? Was wäre noch zu tun?
Aber auch gesellschaftlich ist gerade in den letzten Wochen eine interessante Diskussion darüber entstanden, ob sich „das Ganze für die paar Alten lohnt, die sowieso bald sterben müssen?“
Wie viel ist ein Leben wert?
Wie viel ist mir mein Leben wert?
„Medizin und Krankheit heilen einander. Die gesamte Welt ist Medizin. Was ist das Selbst?“
Meister Unmon, Hekiganroku, Fall 87
Wie jemand von Euch treffend bemerkte: wir fallen immer. Und wir fliegen auch immer.
Die derzeitige Lage, sie wird uns bis weit ins Jahr 2021 hinein begleiten, zeigt auch deutlich eine elementare Praxiserfahrung: wir sind untrennbar verbunden. Die einzige Art, in dem allen zu sein, ist gemeinsam. Das war nie anders, jetzt ist es offensichtlicher.
Heilung, wach werden, ein erfülltes Leben führen, funktioniert niemals nur in eine Richtung.
In dem wir uns öffnen gegenüber all den obigen Emotionen, den Bildern, der familiären, nachbarschaftlichen, regionalen, nationalen und globalen Verbundenheit untereinander, haben wir bereits einen Impfstoff gefunden.
Ihn anzuwenden, wird schwerer sein als einen für Covid 19 zu designen, der zudem jährlich aufgefrischt werden muss. Unserer jedoch benötigt nur eine einmalige Applikation: immer.
Wir müssen nicht darauf warten. Nur lauschen und danach handeln.
Gute Medizin mag bitter schmecken, aber die selbstgewählte Disziplin, sich ihrer auf alltäglicher Basis zu stellen, birgt ein schier unendliches Heilungspotential – für uns alle.
Meister Unmon sagte zu seinen Schülern: „Die Welt ist unermesslich weit. Warum legen wir beim Klang der Glocke unsere siebenstreifige Robe an?“
Mumonkan, Fall 16
Gassho,
Juen & Nanzan
Was hält mich jetzt, wo alles außenherum sich verändert?
Wie kann ich mit meinen eigenen Unsicherheiten üben?
Wie kann ich meine starken Emotionen verwandeln, Wut auf „die anderen“, Furcht vielleicht, selbst schwer zu erkranken und Furcht, wirtschaftliche Einbußen hinnehmen zu müssen. Auch Trauer oder zumindest Traurigkeit darüber, dass es auf absehbare Zeit einiges Liebgewonnenes in den uns bekannten Formen nicht mehr geben wird, im gesellschaftlichen Leben zum Beispiel: Sport, Kultur, Restaurants, Reisen.
In Hinblick auf unsere beruflichen Tätigkeiten sind teilweise erhebliche Veränderungen auf uns zugekommen, die bleiben werden. Dieser Prozess ist zudem noch lange nicht zu Ende. Auch die Treffen unserer Sangha sind betroffen oder vielleicht Retreat-Zentren, die ich gerne besucht habe, und die sich ab jetzt erheblich verändern müssen.
Wie immer, so kann in alledem auch eine Chance liegen.
Das bedeutet keinesfalls, es gäbe irgendeinen Ruhm darin, dass Menschen, auch vorher gesunde in unserem Alter, einfach so sterben, weltweit und Menschen plötzlich arbeitslos werden.
Niemand möchte das. Dennoch welken die Blätter, auch wenn wir es nicht mögen.
Was also tun?
Zunächst und nunmehr für alle ersichtlich: der Spruch auf unserem Han über die „Große Angelegenheit“ ist hautnah an uns herangetreten. Diese befindet sich nicht mehr in Somalia oder in einer fernen Provinz in China. Sondern in Kiel, New York, Mailand. Orte, die wir kennen, die wir besucht haben. Die Große Angelegenheit von Leben und Tod sitzt seit spätestens Anfang März in unserem Wohnzimmer. Es könnte uns treffen. Mit der zweiten Welle. Oder vielleicht der dritten.
Plötzlich kommt unser gesamtes Leben auf den Prüfstand. Wie falle ich zum letzten Mal?
Welche Samen habe ich in der Vergangenheit genährt? Was wäre noch zu tun?
Aber auch gesellschaftlich ist gerade in den letzten Wochen eine interessante Diskussion darüber entstanden, ob sich „das Ganze für die paar Alten lohnt, die sowieso bald sterben müssen?“
Wie viel ist ein Leben wert?
Wie viel ist mir mein Leben wert?
„Medizin und Krankheit heilen einander. Die gesamte Welt ist Medizin. Was ist das Selbst?“
Meister Unmon, Hekiganroku, Fall 87
Wie jemand von Euch treffend bemerkte: wir fallen immer. Und wir fliegen auch immer.
Die derzeitige Lage, sie wird uns bis weit ins Jahr 2021 hinein begleiten, zeigt auch deutlich eine elementare Praxiserfahrung: wir sind untrennbar verbunden. Die einzige Art, in dem allen zu sein, ist gemeinsam. Das war nie anders, jetzt ist es offensichtlicher.
Heilung, wach werden, ein erfülltes Leben führen, funktioniert niemals nur in eine Richtung.
In dem wir uns öffnen gegenüber all den obigen Emotionen, den Bildern, der familiären, nachbarschaftlichen, regionalen, nationalen und globalen Verbundenheit untereinander, haben wir bereits einen Impfstoff gefunden.
Ihn anzuwenden, wird schwerer sein als einen für Covid 19 zu designen, der zudem jährlich aufgefrischt werden muss. Unserer jedoch benötigt nur eine einmalige Applikation: immer.
Wir müssen nicht darauf warten. Nur lauschen und danach handeln.
Gute Medizin mag bitter schmecken, aber die selbstgewählte Disziplin, sich ihrer auf alltäglicher Basis zu stellen, birgt ein schier unendliches Heilungspotential – für uns alle.
Meister Unmon sagte zu seinen Schülern: „Die Welt ist unermesslich weit. Warum legen wir beim Klang der Glocke unsere siebenstreifige Robe an?“
Mumonkan, Fall 16
Gassho,
Juen & Nanzan