March 2024
Osterkurs am Benediktushof
31.03.2024
Jeder Frühling erinnert uns daran, dass auch wir Teil eines großen Zyklus sind: alles entsteht, besteht, vergeht und beginnt wieder neu.
Passend zur Jahreszeit, in der täglich frische Ausblicke sprießen, umgeben von Narzissen, Schlehenhecken und geborgen in den uralten Sandsteinmauern der Altvorderen, fand zum Thema „Werden und Vergehen“ unser Zen-Seminar statt. Getragen von den Formen des Soto-Zen, aber auch mit interaktiven Abschnitten und der Möglichkeit zum künstlerischen Ausdruck haben wir gute gemeinsame Tage verbracht, ganz im Sinne Dogens, für den Leben und Sterben („Shoji“) eine Bewegung darstellte, ein Atemzug, ein Augenblick.
Danke an den Benediktushof und alle, die teilgenommen haben!
Gassho, Juen
Passend zur Jahreszeit, in der täglich frische Ausblicke sprießen, umgeben von Narzissen, Schlehenhecken und geborgen in den uralten Sandsteinmauern der Altvorderen, fand zum Thema „Werden und Vergehen“ unser Zen-Seminar statt. Getragen von den Formen des Soto-Zen, aber auch mit interaktiven Abschnitten und der Möglichkeit zum künstlerischen Ausdruck haben wir gute gemeinsame Tage verbracht, ganz im Sinne Dogens, für den Leben und Sterben („Shoji“) eine Bewegung darstellte, ein Atemzug, ein Augenblick.
Danke an den Benediktushof und alle, die teilgenommen haben!
Gassho, Juen
Chips und die große Klarheit
13.03.2024
„Ich bin entschlossen, mich oder andere nicht zu betäuben, sondern Klarheit scheinen zu lassen.“
So lautet der fünfte der zehn großen Grundsätze für ein harmonisches Miteinander (Silas). In unserer Sangha gehen wir diese seit einer Weile durch.
Ursprünglich wird dieser Grundsatz oft in Richtung des Verzehrs von chemischen Drogen, u.a. auch Alkohol verstanden. Das ist zwar richtig, aber der Grundsatz ist weiter gefasst: welche Mittel verwende ich, um mich abzulenken, um mich aus dem gegenwärtigen Moment herauszuwinken?
Diese sind vielfältig: Essen, Medien, Tagträumen, ständig nach Vergnügen suchen, immer wieder die gleichen Geschichten erzählen (und aufbauschen), Nikotin, mich stets als Opfer darstellen, mich selbst schlecht machen und darin dauernd bestätigt sehen, mein Zazen statisch halten ...
Sie haben meist eines gemeinsam: der Moment eines Unwohlseins wird gedämpft durch die heute zahllosen und gesellschaftlich durchaus akzeptierten Formen der Ablenkung von dem, was ist.
Wie aber kann ich besser sein als gerade jetzt?
Was halte ich nicht aus? Was sind das für Empfindungen, die mich die Rückkehr zur Ignoranz und Naivität vorziehen lassen?
Sind es die großen Dinge oder, am Ende eines langen Tages, das „Steinchen im Schuh?“. Ist die erste Wahrnehmung körperlich oder seelisch?
Was an ihr ist so unangenehm?
Nichts ist falsch an einem gemütlichen Fernsehabend mit Chips. Oder an einem schnellen Surf durch meine Lieblingsseiten. In Bezug auf unsere Praxis konzentrieren wir uns auf den ersten Schritt dahin – da ist eine Empfindung, eine Unbewohnbarkeit, eine Intoleranz für diesen Moment – und Sekunden später greife ich zu meiner Form der Flasche. Wie geschieht dies? Wie fühle ich mich hinterher?
Die Bereitschaft, mich dem allem zuzuwenden, den Grundsatz der Klarheit über mein Tun zu kultivieren, das ist der Grundsatz des Nicht-Betäubens.
Betäubende Mittel wurden nicht hineingebracht. Lasst sie nicht herein. Das ist das Große Licht.
(Dogen Zenji)
Gassho, Juen
So lautet der fünfte der zehn großen Grundsätze für ein harmonisches Miteinander (Silas). In unserer Sangha gehen wir diese seit einer Weile durch.
Ursprünglich wird dieser Grundsatz oft in Richtung des Verzehrs von chemischen Drogen, u.a. auch Alkohol verstanden. Das ist zwar richtig, aber der Grundsatz ist weiter gefasst: welche Mittel verwende ich, um mich abzulenken, um mich aus dem gegenwärtigen Moment herauszuwinken?
Diese sind vielfältig: Essen, Medien, Tagträumen, ständig nach Vergnügen suchen, immer wieder die gleichen Geschichten erzählen (und aufbauschen), Nikotin, mich stets als Opfer darstellen, mich selbst schlecht machen und darin dauernd bestätigt sehen, mein Zazen statisch halten ...
Sie haben meist eines gemeinsam: der Moment eines Unwohlseins wird gedämpft durch die heute zahllosen und gesellschaftlich durchaus akzeptierten Formen der Ablenkung von dem, was ist.
Wie aber kann ich besser sein als gerade jetzt?
Was halte ich nicht aus? Was sind das für Empfindungen, die mich die Rückkehr zur Ignoranz und Naivität vorziehen lassen?
Sind es die großen Dinge oder, am Ende eines langen Tages, das „Steinchen im Schuh?“. Ist die erste Wahrnehmung körperlich oder seelisch?
Was an ihr ist so unangenehm?
Nichts ist falsch an einem gemütlichen Fernsehabend mit Chips. Oder an einem schnellen Surf durch meine Lieblingsseiten. In Bezug auf unsere Praxis konzentrieren wir uns auf den ersten Schritt dahin – da ist eine Empfindung, eine Unbewohnbarkeit, eine Intoleranz für diesen Moment – und Sekunden später greife ich zu meiner Form der Flasche. Wie geschieht dies? Wie fühle ich mich hinterher?
Die Bereitschaft, mich dem allem zuzuwenden, den Grundsatz der Klarheit über mein Tun zu kultivieren, das ist der Grundsatz des Nicht-Betäubens.
Betäubende Mittel wurden nicht hineingebracht. Lasst sie nicht herein. Das ist das Große Licht.
(Dogen Zenji)
Gassho, Juen
Vom Glück im Auge des Betrachtenden
05.03.2024
Im Rahmen unserer Beschäftigung mit den Grundsätzen für ein harmonisches Miteinander (Silas) haben wir versucht, in diesen einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Dieser könnte so lauten: „Ich gelobe, nicht auf Kosten anderer zu leben, sondern mich liebevoll um das Leben zu kümmern.“
Das entspricht nicht der Blickrichtung, die wir im Alltag meistens einschlagen. Hier fragen wir eher von uns aus:
Was möchte ich?
Was bringt es mir?
Wie komme ich am schnellsten dahin?
In unserer Praxis lautet die Frage auch anders: was braucht das Leben, was braucht mein Leben gerade? Das ist nicht deckungsgleich mit dem, was „ich will und möchte“.
Gleichzeitig verneint es weder meine Bedürfnisse noch Wünsche.
Es bietet vielmehr eine weitere Aussicht an:
Was fragt das Leben jetzt von mir?
Was erzählen mir die „10.000 Dinge“?
Es ist zu erwarten (und eine Erfahrung des Zazen), dass die Antworten, die ich hier finde, sich von denen unterscheiden werden, wenn ich mich selbst als alleinigen Referenzpunkt betrachte.
Wenn die Fragen des Lebens und meine eigenen deckungsgleich werden, kann ich tanzen wie die Steinfrau, bin ich sorglos wie Ryōkan, kann ich vom Dunkeln in das Licht des Tages reisen, ohne auch nur einmal zu blinzeln.
Gassho, Juen
Es gibt einen leichten Weg, um ein Buddha zu werden:
Wenn Du nichts Böses begehst, nicht an Leben und Tod hängst und ein herzinniges Mitempfinden gegenüber allen Wesen verspürst, Dich den Älteren gegenüber respektvoll und den Jüngeren gegenüber freundlich verhältst, nichts außen vor lässt oder nach etwas strebst, im Herzen urteilsfrei und unbesorgt bleibst, dann wirst Du ein Buddha genannt werden. Suche nichts anderes.
Dogen Zenji, Shōbōgenzō Shōji
Übersetzung aus dem Originaltext: Kazuaki Tanahashi und Friederike Boissevain, © 2009
Dieser könnte so lauten: „Ich gelobe, nicht auf Kosten anderer zu leben, sondern mich liebevoll um das Leben zu kümmern.“
Das entspricht nicht der Blickrichtung, die wir im Alltag meistens einschlagen. Hier fragen wir eher von uns aus:
Was möchte ich?
Was bringt es mir?
Wie komme ich am schnellsten dahin?
In unserer Praxis lautet die Frage auch anders: was braucht das Leben, was braucht mein Leben gerade? Das ist nicht deckungsgleich mit dem, was „ich will und möchte“.
Gleichzeitig verneint es weder meine Bedürfnisse noch Wünsche.
Es bietet vielmehr eine weitere Aussicht an:
Was fragt das Leben jetzt von mir?
Was erzählen mir die „10.000 Dinge“?
Es ist zu erwarten (und eine Erfahrung des Zazen), dass die Antworten, die ich hier finde, sich von denen unterscheiden werden, wenn ich mich selbst als alleinigen Referenzpunkt betrachte.
Wenn die Fragen des Lebens und meine eigenen deckungsgleich werden, kann ich tanzen wie die Steinfrau, bin ich sorglos wie Ryōkan, kann ich vom Dunkeln in das Licht des Tages reisen, ohne auch nur einmal zu blinzeln.
Gassho, Juen
Es gibt einen leichten Weg, um ein Buddha zu werden:
Wenn Du nichts Böses begehst, nicht an Leben und Tod hängst und ein herzinniges Mitempfinden gegenüber allen Wesen verspürst, Dich den Älteren gegenüber respektvoll und den Jüngeren gegenüber freundlich verhältst, nichts außen vor lässt oder nach etwas strebst, im Herzen urteilsfrei und unbesorgt bleibst, dann wirst Du ein Buddha genannt werden. Suche nichts anderes.
Dogen Zenji, Shōbōgenzō Shōji
Übersetzung aus dem Originaltext: Kazuaki Tanahashi und Friederike Boissevain, © 2009