March 2022

Roseburg 2022

Die Sonne schien, die Vögel sangen und auf den vielen Bäumen und Sträuchern im Park lag ein zarter Flor an erstem Grün. Der ausgebuchte Kurs fand unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen statt, der Wunsch nach wieder intensivierter, gemeinsamer Praxis gerade in diesen schweren Zeiten überwog, auch bei uns.

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Und so wurden es drei Tage zwischen der Erschöpfung, die uns in Hinblick auf die Pandemie alle belegt, der erneut in Zweifel geratenen Hoffnung auf Besserung bei wärmeren Tagen und der seit zwei Wochen hinzugekommenen Dimension der Angst, Ohnmacht und Bedrohung auf unserem Kontinent.

Für uns schloss sich auch ein Kreis, denn 2020 war es unser Kurs, der als letzter vor dem ersten „Lockdown“ stattfand – auch eine Unsicherheit und viele Fragezeichen, die sich damals stellten. Nicht anders ist es heute, die eine Krise ist noch da und inzwischen nahezu vertraut, die nächste bereits eingetroffen, ihre Auswirkungen werden wir noch deutlich länger spüren.

Was bleibt uns als noch etwas klarer zu üben, gerade an den Enden, wo unsere Praxis sichtbarer werden kann? Nun ist es ganz deutlich: auch mich kommt es an, jetzt, heute.  Es gibt für uns Bodhisattvas gerade ganz viel zu tun!

Gassho, Juen und Nanzan

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Nachmittagsstimmung

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Zendo

Frieden kochen

Im Rahmen unserer gerade begonnenen Ango-Zeit werden wir uns mit Dogens „Tenzo Kyokun“ – „Anweisungen für den Koch“ beschäftigen.
In den Anweisungen für den Koch geht es vordergründig um die Arbeit des Klosterkochs: was muss er oder sie beachten, was sind die Aufgaben, wie sollte man diesen begegnen... Aber natürlich wäre Dogen nicht eben Dogen, wenn es nicht auch darum ginge, wie wir mit uns und mit anderen sind.
Wie behandeln wir das eine Reiskorn in der Ecke? Wie gestalten wir unsere „Küche“? Wie wählen wir unsere Zutaten?

Ein Koch, jeder Koch, ist vor allem eines: ein Diener seiner Gäste. Die wiederum seine Arbeit erst ermöglichen. Wie auch ein Koch sowohl Diener als auch Garant seiner Zutaten und Werkzeuge ist: eine kreisförmige Bewegung, bei der alle Beteiligten ihre Funktionen annehmen und ausfüllen, die wiederum untrennbar miteinander verbunden sind.

Dogen maß dem Klosterkoch eine hohe Bedeutung bei. Das war für seine Zeit erstaunlich, denn im streng hierarchisch strukturierten Japan des 13. Jahrhunderts, war es nicht unbedingt der Reiswäscher, der im gesellschaftlichen Ansehen hoch oben stand. Hierin ist Dogen jedoch unmissverständlich klar: er macht keinen Unterschied zwischen denen, die im Kloster Vorträge halten und schöne Roben tragen und jenen, die Gemüse schneiden.
Zen, diese kleine, unscheinbare Praxis mit nur so wenig Zubehör und Anleitung, ist ein radikales Unterfangen, das nicht nur auf der persönlichen Ebene transformative Umwälzungen verursachen kann, sondern auch ein erhebliches sozialkritisches Potential birgt. Nehmt Euch in Acht!

Für Dogen war es „einfach“ – wenn ich keinen Unterschied mache, dann gibt es manchmal mich und andere, meistens jedoch verweben sich drinnen mit draußen, vertikal und horizontal. Das bedeutet: wir kümmern uns. Immer. Egal wie das im Detail aussehen, welche Anstrengung es kosten und wer sofort davon profitieren mag.

Das Reiskorn ist zu denken vom Endprodukt her bzw. der angerichteten Speise, die wiederum auf das Reiskorn verweist und ohne das kleine Körnchen nicht entstanden wäre. Das kleinste Körnchen, das riesige Ganze. Das einzelne Kleine, die endlose Kette zahlreicher Verquickungen. Kein Unterschied im Auge des Betrachters, der wiederum betrachtet wird.

Was bedeutet dann: Verantwortung übernehmen?
Mich um das Kleinste kümmern wie um das große Ganze. Die Hinwendung ist der Beginn. Sie beginnt nicht im Kopf, sondern in unserem Hara. Später verankert sie sich in unserem Atem. Hiermit startet eine Reise, die den jeweils nächsten Ruderschlag vor Augen hat, die flexibel ist für Kurswechsel, wenn es die Winde gebieten, die aber den Horizont nie aus den Augen verliert – ob er zu sehen ist oder nicht.

Wo kann ich heute ein winziges Teilchen von Gutem zu einem Berg von Gutem hinzutragen?

Purpurrot die sieben Schätze
Mit beiden Händen halte ich Granatäpfel hoch –
Ein Geschenk.
Daigu Ryokan

Gassho, Juen


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