Regentropfen
23.05.2019
In der Koansammlung Hekiganroku (Aufzeichnungen von der blauen Felswand) handelt der Fall 46 von "Kyoshos Regentropfen". In dieser überlieferten Begegnung zwischen einem Zenlehrer und seinem augenscheinlich neugierigen Schüler geht es um das Wechselspiel von Leere und Form, Einheit und Vielfalt, Absolutem und Relativem.
Kyosho fragte einen Mönch nach den Geräuschen da draußen, vor dem Eingang. Der Mönch gab zur Antwort: "Regentropfen". Daraufhin sagte Kyosho, dass die Lebewesen sich täuschen würden und nach äußeren Dingen jagten.
Vielleicht sprach Kyosho hier von unserer Alltagswahrnehmung, Dinge und Ereignisse als etwas wahrzunehmen, das sich außerhalb von uns selbst abspielt, also als etwas, das vollkommen getrennt von uns ist.
Dies stellt aber nur einen Teil unserer Wirklichkeit dar, die eben auch die Möglichkeit birgt, eine unveräußerliche Verbundenheit mit allem, mit allen fühlenden Wesen zu erfahren. Mit anderen Worten: wo plitschern die Regentropfen?
Im weiteren Verlauf dieses Dialoges spricht Kyosho auch davon, dass es nicht ganz so schwer sei, das Einssein zu verinnerlichen, es aber deutlich schwerer sei, dieses wieder loszulassen. Dieser scheinbare Widerspruch zum obigen stellt unser gesamtes menschliches Dilemma dar: wir sind aufgefordert, uns den vielfältigen Fragen zuzuwenden, die das Leben an uns stellt und gleichzeitig sind wir dazu aufgerufen, diese hintanzustellen, sie zu vergessen.
Daher lautet der Beginn von Setchos abschließenden Vers: "Die leere Halle - Geräusch von Regentropfen".
Einheit zu erfahren und zu verinnerlichen, gerade im Zen sehr betont, ist ohne Zweifel die Voraussetzung zur Befreiung. Und doch hört unser Weg hier nicht auf: dieses Einssein möchte Ausdruck finden in den tausend Eindrücken, Situationen, Begegnungen unseres Lebens, so unspektakulär und alltäglich diese auch erscheinen mögen. Einheit erfahren und in Vielfalt leben: beides zu halten, das ist es, wie wir am weitesten und auch am glücklichsten zu schwingen vermögen.
Wir treten hinaus in die Regentropfen und wir treten hinein in die Regentropfen.
Gassho, Juen, Nanzan
Kyosho fragte einen Mönch nach den Geräuschen da draußen, vor dem Eingang. Der Mönch gab zur Antwort: "Regentropfen". Daraufhin sagte Kyosho, dass die Lebewesen sich täuschen würden und nach äußeren Dingen jagten.
Vielleicht sprach Kyosho hier von unserer Alltagswahrnehmung, Dinge und Ereignisse als etwas wahrzunehmen, das sich außerhalb von uns selbst abspielt, also als etwas, das vollkommen getrennt von uns ist.
Dies stellt aber nur einen Teil unserer Wirklichkeit dar, die eben auch die Möglichkeit birgt, eine unveräußerliche Verbundenheit mit allem, mit allen fühlenden Wesen zu erfahren. Mit anderen Worten: wo plitschern die Regentropfen?
Im weiteren Verlauf dieses Dialoges spricht Kyosho auch davon, dass es nicht ganz so schwer sei, das Einssein zu verinnerlichen, es aber deutlich schwerer sei, dieses wieder loszulassen. Dieser scheinbare Widerspruch zum obigen stellt unser gesamtes menschliches Dilemma dar: wir sind aufgefordert, uns den vielfältigen Fragen zuzuwenden, die das Leben an uns stellt und gleichzeitig sind wir dazu aufgerufen, diese hintanzustellen, sie zu vergessen.
Daher lautet der Beginn von Setchos abschließenden Vers: "Die leere Halle - Geräusch von Regentropfen".
Einheit zu erfahren und zu verinnerlichen, gerade im Zen sehr betont, ist ohne Zweifel die Voraussetzung zur Befreiung. Und doch hört unser Weg hier nicht auf: dieses Einssein möchte Ausdruck finden in den tausend Eindrücken, Situationen, Begegnungen unseres Lebens, so unspektakulär und alltäglich diese auch erscheinen mögen. Einheit erfahren und in Vielfalt leben: beides zu halten, das ist es, wie wir am weitesten und auch am glücklichsten zu schwingen vermögen.
Wir treten hinaus in die Regentropfen und wir treten hinein in die Regentropfen.
Gassho, Juen, Nanzan