Ein Reiher im Schnee
18.09.2022
Anfang September fand im Lassalle-Haus, etwa 30 Minuten südlich von Zürich, eine internationale Zen-Konferenz statt. Die Referenten der mit 100 Personen bereits seit Frühjahr ausgebuchten Veranstaltung waren Muho Noelke, der frühere Abt des Kloster Antaiji, Doris Zölls, langjährige spirituelle Leiterin des Benediktushofes, Vanja Palmers, u.a. Gründer der beiden Zen-Juwelen Puregg in Österreich und Felsentor in der Schweiz, Paul Morgan-Sommers, einem spirituellen Lehrer aus Wales sowie Juen. Die Tagung wurde geleitet von Dieter Wartenweiler, dem aktuellen spirituellen Leiter des Lassalle-Hauses und der Malerin und Zenlehrerin Kathrin Stotz. Sie wurde eröffnet von Niklaus Brantschen S.J., der sich an Juen und Nanzans erste Lehrerin, Schwester Ludwigis, erinnerte, mit der er in Kamakura im Zendo gesessen hatte.
Das beeindruckend weitläufige und erst vor kurzem aufwendig renovierte Zentrum liegt malerisch an der Stelle eines alten Kurhotelgeländes oberhalb eines Tals und wurde in den 1960er Jahren als Tagungshaus des Jesuitenordens errichtet.
Das Gebäude hat Platz für ca. 80 Teilnehmer, die sich in den großzügigen Meditations- und Tagungsräumen oder in den lichtdurchfluteten Gängen begegnen können. Die Zimmer sind mit astlosem Vollholz ausgestattet, in reduziertem Mobiliar bewusst schlicht gehalten, von den überall stehenden, klaren Blumengestecken bis zu den Ruheterrassen und Plätzen scheint alles auf Einkehr und Reduktion ausgerichtet zu sein.
Im Rahmen der drei Tage gab es vielfältige Gelegenheiten für den persönlichen Austausch, so dass die jeweils einstündigen Frontalvorträge eingebettet wurden in Kleingruppen, Morgenmeditation und Pausengespräche. Abgerundet wurde die Vortragsreihe durch eine beeindruckende Bildergalerie, ausgesucht und vorgetragen von Kathrin Stotz, die uns durch die Tuschemalerei mehrerer Jahrhunderte führte, gepaart mit Zen-Gedichten. Die meisten Teilnehmenden hatten eine regelmäßige Praxis, die von Kontemplation bis zu überwiegend Soto-Zen reichte. Es tat gut, zu fragen: „Wie übt Ihr denn damit? Wie geht es Euch nach/inmitten von Corona?“
Es wurde in den Gesprächen immer wieder deutlich, dass Zen viele Gesichter und Ausprägungen bei uns hat – und einen gemeinsamen Körper.
Es bereitete mir Freude, in vier Workshops mit den vielfältigen Fragen der sehr interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer bestürmt zu werden.
Und so ist eine Zen-Reise wie diese immer Herausforderung, Abenteuer und Rückkehr zugleich. Eines jedoch schien in jedem Vortrag, Plenum und Workshop, in den Flurgesprächen und bei den gemeinsamen Mahlzeiten immer durch: wir mögen in verschiedenen Färbungen, Sprachen und auch Formen üben, mit Koans oder ohne. Wir mögen unseren Weg eher in Sesshins sehen als in der wöchentlichen Praxis mit einer Sangha vor Ort. Wir mögen Zen als Teil einer Religion betrachten oder losgelöst davon: der goldene Wind, der süße Tau und der Reiher im Schnee, sie alle sind aus dem gleichen Geflecht gewoben, das auch wir angetreten sind freizulegen und für uns fortwährend weiterhin zu entfalten.
Gassho, Juen
Das beeindruckend weitläufige und erst vor kurzem aufwendig renovierte Zentrum liegt malerisch an der Stelle eines alten Kurhotelgeländes oberhalb eines Tals und wurde in den 1960er Jahren als Tagungshaus des Jesuitenordens errichtet.
Das Gebäude hat Platz für ca. 80 Teilnehmer, die sich in den großzügigen Meditations- und Tagungsräumen oder in den lichtdurchfluteten Gängen begegnen können. Die Zimmer sind mit astlosem Vollholz ausgestattet, in reduziertem Mobiliar bewusst schlicht gehalten, von den überall stehenden, klaren Blumengestecken bis zu den Ruheterrassen und Plätzen scheint alles auf Einkehr und Reduktion ausgerichtet zu sein.
Im Rahmen der drei Tage gab es vielfältige Gelegenheiten für den persönlichen Austausch, so dass die jeweils einstündigen Frontalvorträge eingebettet wurden in Kleingruppen, Morgenmeditation und Pausengespräche. Abgerundet wurde die Vortragsreihe durch eine beeindruckende Bildergalerie, ausgesucht und vorgetragen von Kathrin Stotz, die uns durch die Tuschemalerei mehrerer Jahrhunderte führte, gepaart mit Zen-Gedichten. Die meisten Teilnehmenden hatten eine regelmäßige Praxis, die von Kontemplation bis zu überwiegend Soto-Zen reichte. Es tat gut, zu fragen: „Wie übt Ihr denn damit? Wie geht es Euch nach/inmitten von Corona?“
Es wurde in den Gesprächen immer wieder deutlich, dass Zen viele Gesichter und Ausprägungen bei uns hat – und einen gemeinsamen Körper.
Es bereitete mir Freude, in vier Workshops mit den vielfältigen Fragen der sehr interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer bestürmt zu werden.
Und so ist eine Zen-Reise wie diese immer Herausforderung, Abenteuer und Rückkehr zugleich. Eines jedoch schien in jedem Vortrag, Plenum und Workshop, in den Flurgesprächen und bei den gemeinsamen Mahlzeiten immer durch: wir mögen in verschiedenen Färbungen, Sprachen und auch Formen üben, mit Koans oder ohne. Wir mögen unseren Weg eher in Sesshins sehen als in der wöchentlichen Praxis mit einer Sangha vor Ort. Wir mögen Zen als Teil einer Religion betrachten oder losgelöst davon: der goldene Wind, der süße Tau und der Reiher im Schnee, sie alle sind aus dem gleichen Geflecht gewoben, das auch wir angetreten sind freizulegen und für uns fortwährend weiterhin zu entfalten.
Gassho, Juen